Strecke im August:
Besancon – Dole – St. Jean de Losne > Fluss Doubs auf dem Canal du Rhone au Rhin
St. Jean de Losne – Gray – Pontailler – SCEY sur Saone auf der Petite Saone resp. Canal des Vosges
Reise vom 18.08. bis 25.08.2017
Strecke: 185 Km
Fahrzeit: 26 Stunden
Schleusen: 37 Stk
Tunnels: 4 Stk
Die 10 Reisetage waren geprägt von Temperaturen bis zu 33° C und jeden Tag ohne Regen oder Gewitter. Fast schon wie am Strand im Süden wenn man auf dem Schiff lebt !
Bei unserer Ankunft in Besancon fanden wir das Schiff vor wie bei der Abreise. Wir brauchten mehrere Stunden um die Innentemperatur auf ein erträgliches Niveau zu bringen. Diese Zeit nutzten wir um die Stadt zu besuchen. Die Stadt ist vor allem geprägt durch die Befestigungsbauwerke von Vauban die zu Zeiten des Sonnenkönigs Lois XIV und nachher erstellt wurden. Die strategische Lage an der Doubsschlaufe am Ausgang der Juraausläufer ermöglichte dies und schützte die Stadt in den nächsten Jahrhunderten vor weiteren Eroberungen durch die Spanier, Österreichern oder den Deutschen Königen! Wirtschaftlich war die Stadt lange geprägt durch die Textilindustrie und Uhrenindustrie. Erstaunlich war das um 1880 ca. 15'000 Menschen in der Uhrenindustrie arbeiteten und ca. 90% der in Frankreich hergestellten Uhren aus Besancon kamen ! Den Konkurrenzkampf gegen die Schweizer Uhrenindustrie jedoch verloren die Franzosen und ca. 1970 musste der letzte grössere Uhrenhersteller "Lip" seine Tore schliessen.
Die Stadt verlässt man mit dem Schiff durch einen Tunnel und kommt in einen Teil wo es immer weniger Schleusen hat. Nach ca. 40 Km erreicht man die Stadt Dôle. Diese hat aber nichts zu tun mit dem in der Schweiz bekannten Weinnamen. Dôle ist eine Stadt mit ca. 30'000 tausend Einwohnern und war vor 500 Jahren die Hauptstadt der Freigrafschaft Burgund. Durch verschiedene Kriege verlor es an Bedeutung. Dennoch zeugen diverse Bauwerke noch von dieser Zeit. Nach Dôle verlässt man den Fluss Doubs und durch einen Verbindungskanal erreicht man die Saone. Interessant ist, dass in Tavaux der Kanal durch das Werksgelände der Firma Solvay fährt. Dieses ist ca. 500 ha gross und ca. 2 km fährt man über deren Werksgelände wo chemische Produkte hergestellt werden! Danach ist es eine kurze Strecke nach St, Jean de Losne. Dieses "Dorf" wird oft als Zentrum Frankreichs der Binnenschifffahrt bezeichnet. Es ist am Rand des Bugrundes und von hier aus ist es nur 30 km nach Dijon mit einer Kanalverbindung nach Paris Richtung Nordwesten. Richtung Südwesten gelangt man auf der Grande Saone nach Lyon ans Mittelmeer. Richtung Osten über den Canal du Rhone au Rhin nach Müllhausen und Richtung Norden über die Petite Saone nach Nancy Metz auf die Mosel oder die Maas an die Nordsee. Siehe unsere Berichte der letzten Monate. In der Region gibt es auch sehr viele Bootsvermieter für Freizeitkapitäne wie wir es sind.
Wir nutzten die Zeit vor Ort für einen Besuch in Dijon. Hauptstadt des Burgund mit 150'000 Einwohnern muss hier nicht weiter vorgestellt werden. Weine aus der Region kennt wohl jeder von uns und auch den Senf der Region ist berühmt. Für uns war wieder einmal mehr der Besuch in den Markhallen ein Muss ! Wir haben wieder einmal mehr die Chance genutzt und unseren Kühlschrank mit Köstlichkeiten gefüllt ! Hier ist Halbzeit unserer Reise 2017 und der südlichste Punkt. Von jetzt an geht es auf der Petite Saone wieder Richtung Norden über den Canal des Voges und die Mosel zurück nach Trier/Schweich unserem Winterlager und Heimathafen.
Unsere erste Etappe Richtung Norden führte uns Bergauf nach Gray. Ein kleineres Städtchen an der Saone wo wir erstmals viele Freizeitboote angetroffen haben. Die Saone ist in diesem Abschnitt mit der Aare zu vergleichen. Die Flusslandschaft ist sehr schön und überall gibt es "wilde" Anlegestellen am Ufer wo man die Zeit mit Faulenzen und Baden verbringen kann. Bei diesen Temperaturen und Wetter haben die Urlauber dies reichlich ausgenützt. Das Wasser im Fluss ist sauber und was will man mehr im Urlaub. Weiter Richtung Norden fuhren wir über Pontailler nach Scey sur Saone unserem Endpunkt unserer Reise im August.
Im September planen wir über Epinal nach Nancy zu fahren. Diese Reise führt über die Vogesen und wir werden Tage mit Schleusen verbringen. Zuerst Bergauf und danach runter nach Nancy. Gemäss unseren Unterlagen dürften wir auf eine Strecke von ca. 200 km über 110 Schleusen antreffen !
Eine Strecke, zwei Berichte
Wir kehrten am 18. August zurück auf unsere „Caperot II“, welche in Besançon lag. Nach Ankunft gibt es immer viel zu tun: Es gilt allerlei Technisches zu erledigen, die Route zu definieren, Hafenplätze zu reservieren, den Kühlschrank aufzufüllen, den Getränkevorrat aufzustocken, ein bisschen Putzen usw. usf. Das haben wir vormittags gleich erledigt. Anschliessend sind wir mit dem Auto nach Gray gefahren – ein Etappenziel der nächsten Tage. Wir planten das Auto dort zu parkieren und mit den ÖV zurück nach Besançon zu fahren. In Gray haben wir einen geeigneten Parkplatz gesucht und dann ging es los mit der Suche nach dem Abfahrtsort des Busses. Gemäss Fahrtplan war Gare eingetragen, leider ohne Angaben ob „Gare SNCF“ oder „Gare Routière“. Nach einigen und Hin- und Her-Gerenne haben wir es dann, rein zufällig, geschafft den Bus zu erreichen. Es war mal wieder ein Lehrstück in französischen Unzulänglichkeiten im Allgemeinen und in Sachen ÖV im Besonderen.….
Zurück in Besançon genehmigten wir uns erst mal einen Drink im hübschen, geschichts-trächtigen Städtchen.
Am folgenden Morgen ging es gleich aufregend los, nach wenigen hundert Metern fährt man in einen Kanaltunnel ein. Er führt unter der Zitadelle durch. Die Länge betrug ? m. Tunnelfahrten sind immer mit erhöhter Spannung verbunden, erstens gibt es nicht sehr viele Wassertunnels, zweitens sind diese immer sehr, alt, sehr schmal und schlecht beleuchtet – wenn überhaupt. Diese Fahrt haben wir tadellos gemeistert. Es folgte eine malerische, ruhige Landschaft mit wenig Schleusen. Sehr entspannend.
Der nächste Aufenthaltsort war in Dôle. Die Anfahrt war aussergewöhnlich schön, denn der Doubs führt einige Kilometer durch Baumalleen, es war zauberhaft. Auch der Hafen liegt sehr schön, am Fusse des malerischen Städtchens. Dôle würde eine hervorragende Kulisse für einen Historienfilm abgeben.
Nach Dôle verlässt man den Doubs und fährt auf dem Rhein-Rhône-Kanal bis zur Saône im Burgund. Der Wechsel vom natürlichen Flussbett mit unzähligen Biegungen zum künstlichen schnurgeradem Kanal ist immer wieder spannend und macht die Freizeitschifffahrt auch so attraktiv.
Kurz vor St. Jean-de-Losne rief uns plötzlich Frederick von seinem schönen Schiff her zu, ein kurzes Palaver von Schiff zu Schiff und wir beschlossen, am nächsten Tag gemeinsam essen zu gehen. Wir haben Frederick und seine Partnerin Corinne im Hafen von Montbéliard kennen gelernt. Es gehört zum guten Ton, beim Anlegen in einem Hafen, dass man den Neuankömmlingen hilft. So war das auch mit Frederick und Corinne, sie waren unsere „Stegnachbarn“. Dies führte zu einem Gespräch und mündete in gemeinsamen Drinks auf Deck.
Auch das ist ein Teil der Schifffahrt: man trifft sich in den unterschiedlichen Häfen wieder, erkennt sich anhand der Schiffe oder deren Namen, man plaudert, tauscht sich aus, hilft sich mit Tipps und Ratschlägen. In den vergangenen Wochen haben sich spontan tolle Begegnungen ergeben, das macht viel Spass.
Zurück zu dem riesigen Hafen in St. Jean-de Losne. Er gilt als „der Hafen“ der Binnenschifffahrt. Es gibt eine Tankstelle (ja die sind eher rar), Langzeitliegeplätze, einige Bootsvermieter, Anbieter für Bootszubehör, Reparaturwerkstätten, Werften – kurzum alles was die Freizeitkapitäne für ihr Leben an und auf dem Wasser benötigen. Unser Plan war, dem Schiff eine professionelle Aussenreinigung zu gönnen und wir würden zwischenzeitlich einen Ausflug ins nahegelegene Dijon machen. Mit dem Ausflug hat es geklappt, leider nicht mit der Reinigung. Dijon ist unbedingt einen Besuch wert, eine lebhafte hübsche Stadt. Ein kurzer Abstecher in den alteingesessenen Laden der Firma Maille, der berühmte Essig- und Senfhersteller, ist ein Muss.
Wenn nicht alle guten Restaurants gleichzeitig im August geschlossen hätten, hätte das nicht nur uns sondern bestimmt auch zahlreiche andere Touristen erfreut… Als Entschädigung haben wir so viele burgundische Spezialitäten und entsprechende Weine eingekauft, wie wir zu tragen vermochten.
Am nächsten Tag ging es gemächlich auf der Saône bei schönstem Sommerwetter weiter Richtung Norden nach Gray. Dort teilten wir die Arbeiten auf, jemand brachte das Auto zur Endetappe dieser Reise und radeltet zwei Stunden mit dem Velo retour und jemand brachte das Schiffsinnere putztechnisch gesehen auf Vordermann - es darf geraten werden, wer was erledigte!
Weiter ging es dann in kleinen Etappen bis nach Scey-sur-Saône.
Es war insgesamt eine gemütliche Reise in abwechslungsreicher, schöner Natur.