Strecke im Juni:
Saverne - Hochfelden - Strassburg - Kehl - Lahr - Breisach - Müllhausen - Dannemarie
Reise vom 21.06. bis 01.07.2017
Strecke : 206 km
Fahrzeit: 39 Stunden
Schleusen: 53 Stk
Grösste Schleuse am Rhein mit :
185 x 22 x 15 Meter (L x B x H)
Schleusenrekord am 01.07.2017 von Müllhausen nach Dannemarie:
23 Schleusen auf 23 Km !
Am 21.Juni reisten wir bei Temperaturen von 34°C nach Saverne. Beim Schiff angekommen erlebten wir eine Überraschung. Vor dem Schiff war eine Musikbühne aufgebaut! An diesem Tag fand der Jährliche Musikabend in Frankreich statt der vom ehemaligen Kulturminister Jack Lang vor der Jahrtausendwende eingeführt wurde. So genossen wir in der ersten Rehe vom Schiff aus das Gratiskonzert einer lokalen Band die im übrigen recht gut spielte!
Am nächsten Tag fuhren wir nach Hochfelden und am Abend trafen Anne Rose und Claudio bei uns ein. Notabene unser erster Besuch auf dem Schiff. Sie begleiteten uns für die nächsten 3 Tage. Freitag fuhren wir dann nach Strassburg und verliessen den Canal de Marne au Rhin und fuhren ein kurzes Stück auf dem Rhein zum Yachthafen nach Kehl. Kehl ist nur ein paar Kilometer vom Stadtzentrum von Strassburg entfernt und dank Fahrräder ohne Probleme erreichbar. Die grosse Überraschung für uns alle war wie gut die Fahrradwege in Strassburg ausgebaut sind. Bemerkung: Gemäss einem Ranking der Fahrradfreundlichsten Citys aus aller Welt liegt Strassburg 2017 auf Platz 4 nach Kopenhagen, Utrecht und Amsterdam!! Wer hätte das gedacht ? Wir jedenfalls können uns nicht beklagen und konnten uns recht flott in der Stadt bewegen. Wie immer wenn es sie gibt haben wir auch hier die Markthallen aufgesucht und für das Wochenende eingekauft!
Die Reise führte uns danach auf dem Rhein Richtung Basel / Süden oder gemäss Schifferlatein in diesem Fall "zu Berg". Der Rhein gilt als eine der meistbefahrenen Binnenwasserstrassen der Welt. Die folgenden Daten geben die durchschnittliche Zahl der täglich auf dem Rhein verkehrenden Schiffe wieder:
Diese Zahlen alleine zeigen wie stark der Rhein auch noch heute eine wirtschaftliche Bedeutung hat. Die Frachtschiffe haben eine Länge bis zu 180 Meter und eine Breite bis zu 22 Meter. Entsprechend sind auch die Schleusen ausgelegt. Da kommt man sich mit seinem Sportboot vor wie ein Floh auf dem Wasser. Entsprechend war auch der Respekt beim Befahren dieser Strecke auf welcher wir 6 Schleusen bis nach Niffer zu bewältigen hatten. Bei unserer Fahrt hatten wir Niedrigwasser und so war das Befahren eigentlich kein Problem. Was ich aber massiv unterschätzt habe ist mit welcher Geschwindigkeit die Tankschiffe auch gegen die Strömung unterwegs sind. Einmal konnten wir mit 2 Frachtern zusammen eine Schleuse hochfahren und der Schleusenwärter teilte uns mit dass die nächste Schleuse informiert sei dass wir zusammen mit den Frachtern fahren würden. Soweit die Theorie. In der Praxis aber hatten wir keine Chance den Frachtern zu folgen. Diese fuhren mit ca. 16 km/h und wir kamen bei fast höchster Drehzahl nicht über 12 km/h vorwärts. Also haben Sie uns abgehängt und wir kamen zu spät bei der nächsten Schleuse an. Die Dame vor Ort war sehr freundlich und hat uns die "kleine" Kammer zugewiesen die immer noch 185 x 11 Meter gross ist. Im Normalfall wartet man einfach eine Stunde bis der nächste Frachter auftaucht mit welchem man die Schleusung durchführt.
Am ersten Tag auf dem Rhein fuhren wir bis zum Yachthafen Lahr welcher in der Nähe vom "Europapark Rust" ist. Von dort aus holten wir die Autos ab da Anne Rose und Claudio am nächsten Morgen wie auch wir zurück in die Schweiz mussten. Wir haben die Zeit mit Anne Rose und Claudio sehr genossen und haben uns in der Zeit gut unterhalten. Auch zeigte es sich auch dass man sehr gut zu viert auf dem Schiff leben kann. Wir freuen uns schon jetzt auf Ihren nächsten Besuch !
Nach dem Zwangsunterbruch fuhren wir dann von Lahr nach Breisach. Leider hatten wir dort nur einen Tag zur freien Verfügung. Von dort sind es 25 Km mit dem Fahrrad nach Freiburg oder gen Westen ebenfalls 25 km nach Colmar. Die Gastronomie resp. das Restaurant JY's gab dann den Ausschlag nach Colmar zu fahren. Wir wollten schon lange einmal dort Essen gehen und wir haben es höchstens bereut nicht schon früher dort gewesen zu sein! Colmar ist aber als Stadt schon einen Besuch wert. Danach besuchten wir auf dem Rückweg das Festungsdorf "Neuf Brisach". Nach dem Ludwig XIV 1697 die Stadt Breisach den Österreichern zurückgeben musste gab er seinem Festungsbaumeister Vauban den Auftrag eine Grenzbefestigung nahe am Rhein und Breisach zu bauen. Dieses Meisterwerk der Festungsbauten aus dem 18. Jahrhundert gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO und ist jederzeit einen Besuch wert.
Am nächsten Tag fuhren wir dann von Breisach den Rhein hoch nach Niffer wo der "Canal du Rhone au Rhin" beginnt. Dies ist etwa 20 Km von Basel entfernt. Dieser Kanal verbindet die Nordsee mit dem Mittelmeer über den Rhein, Doubs, Saone und Rhone. Die nächsten Wochen werden wir auf diesem Kanal verbringen bis wir im Burgund sind. Erste Stadt war Müllhausen am Kanal wo wir einen Halt einlegten. Müllhausen ist sehr nahe an der Schweizer Grenze und doch so fern. Nebst dem Museum de l'Automobile der Gebrüder Schlumpf kennt man diese Stadt kaum. Uns hat es sehr gut gefallen und auch der Hafen Mitten in der Stadt gleich beim Bahnhof war eine sehr positive Überraschung. Leider mussten wir am nächsten Tag weiter fahren da wir für 3 Wochen einen Hafenplatz in Dannemarie reserviert haben. Die Arbeit ruft und so machten wir uns auf für die letzte Etappe im Juni. Das war aber für einmal kein Zuckerschlecken. Fast den ganzen Tag regnete es und der Wind war stark. Dazu kam die Streckenführung auf dem Kanal: 23 Schleusen auf 23 Km. Also bedeutet das 10 Minuten fahren und danach 20 Minuten Schleusenvorgang. Nach 9 Stunden hatten wir den Zielhafen erreicht und genossen den Apéro umso mehr als Abschluss der Reise.
Weiter geht es dann Mitte Juli über Belfort, Montbeliard, Besancon, Dole nach Dijon. Bis bald!!
Eine Strecke, zwei Berichte
Endlich ging es am 21. Juni wieder auf die Caperot, das Schiff ankerte im Yachthafen in Saverne. Der Hafen liegt mitten im hübschen Städtchen, gegenüber des Rohan-Schlosses mit seiner imposanten Fassade aus rotem Sandstein und bietet ein tolles Fotomotiv. In der Altstadt sind zahlreiche Fachwerkbauten zu bestaunen, darunter das prächtige Haus des früheren Landschreibers Katz. Das Haus hat eine wundervolle, geschnitzte Fachwerk-fassade und wurde 1605 erbaut. Heute befindet sich darin die Taverne Katz, eine typische „Winstub“. Es ist ein wunderbares kitschig-schönes Lokal und bietet elsässische Gerichte an. Die Spätzles waren himmlisch - die einzige ernsthafte Konkurrenz zu den Spätzles vom Bad Osterfingen!
Nach dem Essen ging es zurück aufs Schiff und wir genossen das Überraschungskonzert, die Bühne befand sich direkt vor unserem Schiff, ganz nach dem Motto „mittendrin statt nur dabei“!
Am nächsten Morgen fuhren wir voller Vorfreude los, im Wissen, dass am Abend unsere ersten Gäste - Anne-Rose und Claudio - eintreffen würden. Sie begleiteten uns einige Tage südwärts Richtung Strassburg. Es war eine äusserst abwechslungsreiche Strecke: im Wechsel vom Kanal (Marne au Rhin) zum grossen Fluss (Rhein), vom Liegeplatz am Quai in Hochfelden bis zum Nautic-Club in Kehl am Rhein, von der deutschen zur französischen Seite.
Ein Höhepunkt war die Besichtigung von Strassburg. Das liegt am gegenüberliegenden Rheinufer von Kehl. Strassburg ist bekanntermassen eine sehr schöne Stadt, entsprechend touristisch geht es zu und her. Trotzdem lohnt sich ein ausgedehnter Besuch. Allein das Wahrzeichen der Stadt, die beeindruckende Kathedrale Notre-Dame am schönen Münsterplatz ist ein Muss. Besonders beliebt ist der Stadtteil La Petite France am Ufer der Ill und mehrerer kleinen Kanäle. Dazu die wunderschönen Fachwerkhäuser, die schmalen Altstadtgassen, malerische Plätze, unzählige gemütliche Restaurants und Kneipen. Uns haben es die üppig mit Blumen geschmückten Brücken besonders angetan, die reine Postkartenidylle. Beim nächsten Besuch in Strassburg werden wir mit Sicherheit mehr Zeit einplanen.
Am übernächsten Tag ging es bei schönstem Wetter auf dem Rhein weiter Richtung Lahr. Hier herrschte reger Berufsverkehr. Auch die Schleusen sind im Vergleich zu den Mini-Schleusen in den französischen Kanälen fast schon riesig. Dank der Schwimmpoller sind sie jedoch einfach und bequem zu bedienen.
Die Zeit verging rasant, der Aufenthalt von Anne-Rose und Claudio endete bereits in Lahr. Wir haben die gemeinsame Zeit sehr genossen und hoffen, dass die Beiden uns wieder besuchen werden.
Übrigens, das Leben an Bord zu Viert hat prima geklappt – Gäste sind herzlich willkommen.
Wir haben auch die ungewöhnliche Hitzeperiode gut überstanden, zeitweise war es sehr heiss auf dem Schiff und die Frage kam auf, ob wir vielleicht nicht doch eine Klimaanalage hätten einbauen sollen… wir kamen jedoch für uns zum Schluss, dass es doch lieber ohne zu machen.
Nach einem kurzen Unterbruch fuhren wir weiter nach Breisach, auf der deutschen Seite des Rheins gelegen. Mit dem Velo ging es am darauffolgenden Tag über die Brücke nach Brissach auf der französischen Seite. Nach strammer Velofahrt (Gegenwind!) erreichten wir das pittoreske, charmante Colmar. Als erstes setzten wir uns auf die Terrasse von JY’s Restaurant, direkt am Kanal gelegen. Das Viergangmenu war ein echter Genuss für Augen und Gaumen und jeden einzelnen Fahrradkilometer wert!
Die Weiterfahrt nach Müllhausen verlief bestens, im Hafen wurden wir vom Hafenmeister freundlich empfangen. Dank der zentralen Lage des Yachthafens lässt sich die Stadt prima zu Fuss erkundigen. Nach einem Ruhetag ging es frühmorgens los, um die Tagesetappe nach Dannemarie zu schaffen. Es war weniger die Distanz sondern die vielen Schleusen die es zu bewältigen galt, ganz nach dem Motto nach der Schleuse ist vor der Schleuse! Dazu kam das unbeständige Wetter. Auf jeden Fall waren sehr froh als nach der letzten Schleuse der Anlegeplatz in Sichtweite war.
Die Caperot ankert nun für einige Zeit in Dannemarie und wir machen aus auf den Weg nach Hause.