Reisebericht Mai 17 > Anders als geplant !

Strecke für den Mai:

 

Mosel :

Schweich - Trier - Thionville - Metz - Nancy

 

Canal Marne au Rhin :

Nancy  - Niederwiller - Arzwiller- Saverne

 

Geplant war Reise über die Saar nach Strasbourg aber da Schleuse defekt musste Reise umgeplant werden.

 

Gefahrene Strecke :  ca. 273 Km

Motorstunden: 51

Anzahl Fahrtage:  12

 

Highlights:

>  Schleuse Réchicourt  >

    15 Meter Hub Höchste Schleuse in Frankreich

>  Tunnels von Niderveiller nach Arzwiller

     mit Längen von 500 und 2300 Meter

>   Schiffshebewerk Arzwiler > Höhe 46 Meter

Am 12. Mai sind wir in Scheich losgefahren. Da die Schleuse bei Saarbrücken bis im August geschlossen ist mussten wir umplanen und die uns bekannte Strecke auf der Mosel befahren. Wir haben in den Häfen Schwebsange, Thionville und Metz angelegt. In Metz haben wir mitten in der Stadt angelegt. Siehe Bilder. Da kann man sich nicht beklagen. Weiter ging es über Pont de Mousson nach Nancy. Ab hier befahren wir den Canal Marne au Rhin welcher 1853 fertiggestellt wurde und im Ostteil von Nancy nach Strassburg mit 57 Schleusen hat.  

Nancy ist ein Kleinod einer Stadt geprägt vor allem durch Stanislas I, abgesetzter König von Polen und Herzog von Nancy und Luneville. Als Schwiegervater von Ludwig XV regierte er das Herzogtum von 1737 bis zu seinem Tod 1766. Während dieser Zeit entstand das Ensemble von Palästen und die Place Royal die heute zum Weltkulturerbe der Unesco gehören.

Bei unserem Besuch trafen wir eine Gruppe "Velofahrer" die mit Draisinen (Laufmaschinen) zu Ehren des Erfinders Karl Drais nach Karlsruhe unterwegs waren. Die Erfindung des heutigen Fahrrades machte Karl Drais im Jahre 1817 ! Einige dieser Velofahrer waren von Irland über Paris auf dem weg nach Karlsruhe und unsere Wege am Kanal kreuzten sich mehrmals.

Nach Nancy machten wir halt in Bataville. Wer kennt den Namen Bata nicht? Wie in der Schweiz Bally war und ist Bata noch heute einer der grössten Produzenten von Schuhen auf diesem Planeten. Der Hauptsitz ist immer noch Lausanne und der Konzern mit 30'000 Mitarbeitern und weltweit 4'500 Schuhläden kam ursprünglich aus Tschechien. Der damalige Besitzer Thomas Bata hatte ein ausgesprochenes soziales Bewusstsein und liess rund um seine Fabriken Siedlungen erstellen zum Wohlbefinden seiner Mitarbeiter. In der Schweiz war diese der Bata Park in Möhlin und in Frankreich "Bataville". Mitten in der Pampa, 50 km östlich von Nancy errichtete er eine Fabrik und Wohnsiedlung in welcher von 1932 bis 2000 Schuhe produziert wurden. Hier wurde auf der grünen Wiese im Stil des Bauhaus eine Fabrik und ein Dorf mit unterschiedlichen Einfamilien- und Mehrfamilienhäuser gebaut. Die Anlage war für die Zeit von 1930 revolutionär und ist es auch noch heute. Nebst Kirche, Schule und Parklandschaften wurde ein Hallenbad und ein Supermarkt gebaut. Heute ist das ganze dem Zerfall preisgegeben da auf Grund der Lage wohl niemand dort Produzieren noch Leben möchte.

Die Strecke zwischen Nancy und Saverne ist für "Freizeitkapitäne" wie die Eigernordwand für Bergsteiger ein Highlight dass man irgendwann gemacht haben muss. Zuerst kommt die höchste Schleuse im Kleinkanalsystem von Frankreich mit 15 m Höhenunterschied, 2 Tunnels mit einer Länge von jeweils 500 und 2300 m, das Schiffshebewerk von Arzviller mit 46 m Höhenunterschied und danach eine Schleusentreppe mit 13 Schleusen. Entsprechend hat es auf dieser Strecke eine grosse Anzahl von Schiffvermietern damit Interessierte hier auf dem Schiff Ihren Urlaub verbringen können. Wir waren gespannt in welcher Zeit wir die Strecke abfahren konnten. Nomalerweise muss man dafür 2-3 Tage einrechnen da die Wartezeiten vor den Schleusen mehrere Stunden betragen können. Irgend jemand meinte es gut mit uns und wir konnten die Strecke ganz alleine in einem Tag zurücklegen.

Noch ein paar Worte zu den Bauwerken. Nach dem zweiten Weltkrieg war der Güterverkehr auf den Kanälen noch stark verbreitet. Die oben genannte Strecke war ein Nadelöhr da hier ein Höhenunterscheid von ca 80 m zu überwinden war von der Rheinebene über die Vogesen. Also entschied der Staat dies zu ändern und baute in den Jahren 1960 bis 1968 als Ersatz von über 20 Schleusen das Schiffshebewerk. In der Zwischenzeit aber verlagerte sich der Güterverkehr wie überall von dem Kanal auf die Schiene resp. auf die Strasse. Die Autobahnverbindung von Strassburg nach Paris ist viel effektiver als der Kanal und so wird diese Fehlinvestition heute nur noch touristisch genutzt.

 

In der Zwischenzeit sind wir wieder zurück in der Schweiz und das Schiff liegt im Hafen von Saverne. Unsere nächste Strecke wird uns von Saverne nach Strassburg führen und danach den Rhein hoch nach Müllhausen. Wir hoffen dies im Juni zu machen. Von dort befahren wir dann im Juli/August den Canal du Rhin au Rhone über Belfort, Besancon, Dole in das Burgund !