Strecke im September
Canal des Vosges > Scey sur Saone - Corre - Epinal - Neuves Maison
Embranchement de Nancy > Neuves Maison - Nancy
Canal Marne au Rhin Est > Nancy - Einville - Lagarde
Reise vom 09.09. bis 16.09.2017 > 8 Fahrtage
Strecke: 232 Km
Fahrzeit: 54 Stunden
Schleusen: 126 Stück
Die Reise war wie erwartet ein rechtes Stück Arbeit. Total 126 Schleusen oder 16 Stück pro Tag oder auf Fahrzeit gerechnet alle 25 Minuten eine Schleusenvorgang. Das Ganze wäre kein Drama gehören doch Schleusen zum Kanal. Was es jedoch unangenehm macht, ist wenn es die meiste Zeit bei strömenden Regen, starkem Wind oder sogar bei Gewitter mit Hagel stattfinden muss. Also hiess die Devise so schnell es geht abarbeiten der Strecke und das Beste daraus machen. Es gab Tage da sind wir 9 Stunden gefahren und hatten am Abend trotzdem nur 20 Km geschafft aber dafür 27 Schleusen! Die Strecke war auch nicht gesäumt mit interessanten Ortschaften oder Sehenswürdigkeiten. Landschaftlich war er dafür umso Interessanter. Der Übergang vom Burgund über die Vogesen in das Moseltal ist wirklich Abwechslungsreich. Laubwälder wechseln sich ab mit Tannen- oder Fichtenwälder. Kleinräumige Landwirtschaft mit viel Tierhaltung prägen das Bild.
Der Kanal des Vosges wurde nach dem verlorenen Krieg gegen Deutschland von 1870/71 gebaut. Frankreich musste das Elsass und Lothringen an Deutschland abtreten und hatte keinen Zugriff mehr auf den Rhein sowie den Canal du Rhone au Rhin. Um strategisch den Norden und den Süden von Frankreich zu verbinden wurde dieser Kanal gebaut. Eisenbahn war damals noch kein Thema um grosse Mengen von Güter zu transportieren. Diese Arbeiten dauerten 10 Jahre und für mich erstaunlich wie das geschafft wurde. Es wurde auf einer Luftlinie von 77 km ein Kanal angelegt der eine Strecke von 124 km aufweist und dabei jeweils von Norden oder Süden eine Höhe von 150 m überwindet. Ich stelle mir die Geometer vor die zu Fuss ohne heutige Hilfsmittel wie GPS oder ähnlichem eine Streckenführung fanden die das ermöglichte den Kanal von Hand mit Schaufel und Pickel anzulegen. Im weiteren mussten 93 Schleusen auf diesem Streckenabschnitt gebaut, ein Stausee angelegt werden um den Kanal mit Wasser zu versorgen. Zusätzlich brauchte es pro Schleuse ein Häuschen für den Schleusenwärter, unzählige Brücken etc. etc. Ich stelle mir vor man möchte das in der heutigen Zeit wieder in 10 Jahren realisieren! In der Schweiz würde wohl das Bewilligungsverfahren 20 Jahre oder länger dauern und in Deutschland wohl die Ausführung 30 Jahre (Siehe Flughafen Berlin). Eigentlich heute ein Ding des unmöglichen aber früher haben die alles von Hand gemacht ohne Computer, Baumaschinen etc. nicht zu sprechen von den hunderten Projektmanagern / Controllern / CEO / COO etc. die wir heute dazu bräuchten!
Nach dem Canal des Vosges kann man weiter über die Mosel nach Toul und Nancy fahren. Dabei ist die Strecke 50 Km lang. Alternative ist ein Verbindungskanal nach Nancy. Die Strecke ist nur 10 Km lang hat aber 18 Schleusen und kann in einem Tag bewältigt werden. Wir wählten diese Route und erlebten hautnah wie Kommunikation zwischen Menschen und oder Behörden nicht funktioniert. Auf unserem Weg hatten wir zweimal Pannen bei den Schleusen. So kamen wir ins Gespräch mit dem Techniker der die Probleme beheben musste. Er fragte uns welches unser Ziel sein und wir teilten Ihm mit dass wir zum Stadthafen von Nancy unterwegs seien. Wir würden dann in 2 Tagen, das heisst am Sonntag Richtung Osten nach Lagarde weiterfahren. Er macht uns darauf Aufmerksam dass der Kanal am Sonntag wegen des Triathlon von Nancy geschlossen sei zwischen dem Stadtzentrum und der Schleuse 24. Im Kanal fände am Sonntag der Schwimmwettbewerb statt. Damit waren unsere Pläne über den Haufen geworfen und ich fragte Ihn ob wir nach der Schleuse 24 im Oberwasser anlegen könnten um so nah wie möglich bei der Stadt zu sein und so die Möglichkeit hätten am Sonntag unsere Fahrt Richtung Osten aufzunehmen. Er versprach uns das mit dem Verantwortlichen abzuklären und wir würden dann bei der letzten Schleuse des Verbindungskanales informiert werden ob es klappe. Wir erhielten dann die Antwort das sei so in Ordnung und es seien auch schon andere Schiffe dort. Also fuhren wir dorthin und legten am Ufer an und befestigten das Schiff für 2 Tage. Kurze Zeit später wurden wir gefragt ob wir unsere Fahrräder die auf dem Treidelpfad standen wegzustellen könnten. Man müsse für den Triathlon Absperrungen errichten für den Schwimmwettbewerb der am Samstag stattfinden würde! Der Schreibende war mehr als Perplex und fragte zweimal nach ob er Ihn auch richtig verstanden hätte. Dieser bejahte und so erklärte ich Ihm was ich für Informationen erhalten hatte. Damit war er dann Perplex und verstand die Welt nicht mehr. Umgehend fing er an herum zu telefonieren. Eine halbe Stunde später kam er zurück und klärte mich auf: Irgendjemand habe wohl Scheisse gebaut! Der Anlass wäre am Samstag und der Kanal sei dort gesperrt wo jetzt die Schiffe seien aber man habe eine Lösung gefunden. Der Startort würde verschoben und so könnten wir bis am Sonntag bleiben wo wir seien! Glück im Unglück gehabt. Uns war es soweit egal wo das Schiff stand und zum Trost durften wir 12 Km mit dem Velo ins Zentrum fahren statt der geplanten 2 Km!
Nancy ist immer einen Aufenthalt wert. Wir gingen wie immer in die Markthallen die zu den Besten gehören die wir kennen. Die Auswahl ist der Hammer hat alles ob es sich um Fleisch, Fisch, Meeresfrüchte, Käse oder Gemüse handelt. Wie immer haben wir zu viel eingekauft aber wie soll Man(n) da widerstehen! Auch der Besuch in der Brasserie Excelsior beim Bahnhof war wieder ein Höhepunkt. Eine ausgezeichnete Meeresfrüchteplatte und Tartar sind ein Muss wenn man in Nancy ist. Die Brasserie gibt es seit mehr als 100 Jahre und wurde seither kaum verändert. Ein Juwel! Am Sonntag fuhren wir dann wie geplant nach Lagarde wo das Schiff noch immer steht da wir in der Zwischenzeit wieder zu Hause sind.
Anfang Oktober geht es zurück aufs Schiff und wenn alles klappt wird es die letzte Etappe dieses Jahres sein. Diese führt von Lagarde über den Canal de la Sarre nach Saarbrücken und dann über die Saar nach Trier an die Mosel und weiter nach Schweich wo das Schiff offiziell seinen Heimathafen hat. Dort wird es dann aus dem Wasser genommen und in eine Halle gestellt um zu überwintern.