Reisebericht April 2018 > Anders als man denkt


Mosel > Trier - Schengen - Thionville - Metz - Toul

 

Canal du Rhin a la Marne > Toul - Bar le Duc - Vitry le Francois 

 

Strecke: 320 km

 

Fahrzeit: 55 Stunden

 

Anzahl Schleusen: ca. 115 Stk

 

Anzahl Reisetage: 14

 

Tunnel de Mauvages > 5 km Lang

 

 

Vorbereitung Saison 2018


 

Die Wintermonate vergingen wie im Fluge, inzwischen ist es April geworden   -  höchste Zeit das Wasserwandern wieder aufzunehmen.

 

Im Vorfeld haben wir die Route 2018 in groben Zügen geplant und aktuelle Informationen eingeholt. Weiter die entsprechenden Fahrtenbücher im Internet bestellt, diese ergaben einen rund 25cm hohen Stapel!

 

Mitte April haben wir von der Werft das OK erhalten, alles sei bereit und unser Schiff im Wasser. Bei der Endkontrolle wurde jedoch ein technischer Mangel festgestellt. Das Boot musste nochmals ausgewassert werden, um den Mangel zu beheben. Zwei Tage später war dann alles bereit. Zuhause haben wir alles gepackt, dank der im Herbst erstellen Packlisten (ja, ja wir sind gut organisiert), war alles Notwendige rasch beisammen.

 

Anschliessend sind wir nach Schweich gefahren und konnten unser Schiff gewartet, Innen und Aussen gereinigt sowie schön glänzend und poliert übernehmen. So wie wir uns das vorgestellt hatten. Schnell noch einige Fotos zu Beginn, denn lange würde der Glanz in Anbetracht der Unmengen von Blütenstaub in der Luft sowieso nicht anhalten…Innerhalb weniger Stunden haben wir das Schiff wieder flott gemacht, das heisst unsere Siebensachen an Bord geschleppt, alles eingeräumt und die Vorräte aufgestockt. Das Schiff und wir waren startklar und voller Vorfreude auf die kommenden Monate. Schiff ahoi, Leinen los und auf nach Paris!

 

April  Holperiger Saisonstart


 

Am Sonntag, 15 April ging es los, wir hatten eine aussergewöhnlich lange Strecke vor uns bis zum Zielhafen Schwebsange, das heisst 69 Km (!) und grosse 3 Schleusen mit Frachtschiffen. Ein sportlicher Start in die Saison. Durch die nochmalige Auswasserung im Hafen lagen wir mit unserer Planung etwas im Rückstand und mussten die Zeit aufholen, um abends in Schwebsange (L) zu sein. Wir hatten einen guten Grund für das hektische Tagesprogramm, erwartete uns doch ein Tisch im Restaurant Viktors Fine Dining by Christian Bau in Perl  -  das wollten wir uns natürlich keinesfalls entgehen lassen. Perl liegt in Deutschland gegenüber von Schwebsange auf der anderen Seite der Mosel. Das hört sich weit weg an, liegt aber nur einige Kilometer auseinander. Wir haben den Beweis angetreten, dass man auch mit dem Velo beim 3***-Restaurant vorfahren kann und willkommen ist Christian Bau ist ein wahrer Meisterkoch.. Das Essen war absolut grossartig, besser geht nicht!

 

Am nächsten Tag sind wir nach Thionville (F) gefahren, eine Distanz von 32 km, was einer normalen Tagesetappe entspricht. In der grossen Schleuse von Thionville konnten wir die erforderliche Vignette für das Jahr 2018 kaufen. Diese kostet Euro 615 und bedeutet freie Fahrt im gesamten Streckennetz der französischen Wasserwege, betrieben und unterhalten von VNF (Voie Navigable de France). Thionville kannten wir bereits vom letzten Jahr, wir haben am Quai, beim Oberwasser der Schleuse angelegt, denn im angeblichen Yachthafen, legt keiner freiwillig an… Nun in Thionville blieben wir ungeplant länger liegen, eine technische Panne, das Schiff fuhr zwar noch, aber die Bugsteuerung funktionierte nicht mehr. Woran es lag wussten wir nicht. Nach langen Hin und Her, Rücksprachen in der Werft und in unserem Heimathafen, wurde ein Taucher aufgeboten, um sich die Sache am Schiffsrumpf mal anzusehen, effektiv waren die Schiffsschrauben im Bug defekt. Es dauerte zwei Tage bis die Ersatzteile eingetroffen waren. Der Taucher kam in Begleitung eines Kollegen erneut aus Schweich, um die Teile auszutauschen. Es war ziemlich viel Nervenkitzel das Ganze. Zum Glück konnte der Schaden behoben werden. Nun warten wir gespannt auf die Abrechnung J.

 

Am Donnerstag, 19. April konnten wir weiterfahren nach Metz. Wir erhielten, wie im letzten Jahr, den von uns bevorzugten Platz an schönster Lage im Yachthafen. Der Yachthafen liegt direkt an der Promenade im riesigen Stadtpark. Es ist viel los am und rund um den Hafen. Ausflugsboote, Kanus, Tretboote, Kajaks und Standup-Paddler. In Metz haben wir zwei Tage verbracht und das quirlige Stadtleben genossen. Ein Muss ist der Marché Couvert. Mit vielen Delikatessen an Bord konnte die Fahrt weitergehen. Es ging über Pont à Mousson nach Toul noch immer auf der Mosel bzw. Meuse.

  

Am Montag wechselte die Strecke auf den Canal de la Marne au Rhin Ouest, auf den schmalen Kanälen und Schleusen kam uns unser Schiff wieder sehr gross vor. Es ist interessant wie sich die Sichtweise ändert. Die Fahrt durch das obere Marnetal war wunderschön, eine fast unberührte, natürliche Landschaft. Alles stand in vollster Blüte, dazu sonniges Wetter, ein Idyll. Aber wie immer im Leben ist ja nichts perfekt, denn nun ging es los mit der Schleuserei am Montag 17 Schleusen und 6 Stunden Fahrzeit, am Dienstag waren es bereits 22 Schleusen und der Horror ein Tunnel von 5 km Länge. Die Durchfahrt dauerte 1 Std. begleitet wurden wir von einem VNF-Mitarbeiter, der mit dem Fahrrad nebenher auf dem schmalen Steg mitfuhr. Mal abgesehen vom heftigen Nervenflattern der Matrosin, der ermüdenden Konzentration beim Kapitän und von einigen Lackschäden am Schiff verlief die Fahrt gut. Den Anlegeschluck am Zielort in Treveray war wohlverdient! Ich dachte Schlimmer geht Nimmer, aber Schlimmer geht Immer! Auf der Strecke von Treveray nach Bar le Duc gab es 29 Schleusen auf 29 Km. Dazu hat uns das bisherige sonnige Wetter im Stich gelassen und es hat geregnet. Am darauffolgenden Tag waren es bloss noch 25 Schleusen. Dafür kamen drei Hebebrücken dazu. Die letzte Etappe war easy, 6 Schleusen in 4 Stunden.

 

In Vitry le Francois haben wir einen Anlegeplatz in einem kleinen Hafen mit einer sehr freundlichen und hilfsbereiten Hafenmeisterin gefunden. Am Samstag sind wir mit einem Mietauto nach Schweich gefahren, um unser Auto zu holen. Am Sonntag ging es dann nach Hause.

 Insgesamt war es eine sehr anstrengende, ermüdende Etappe. Im Mai wollen wir es dann etwas ruhiger angehen –  sofern nichts Unvorhergesehenes dazwischenkommt