Strecke im Juli:
Meaux - Paris Arsenal > 49 Km Strecke
> 7 Stunden Fahrzeit
> 4 Schleusen, 2 Tunnels
Paris Arsenal - Melun - Saint Mammés
> 88 Km Strecke
> 14 Stunden Fahrzeit
> 7 Schleusen
Zusammen mit unserer Nichte Michelle fuhren wir am 2.Juli mit dem TGV von Zürich über Paris nach Meaux wo das Schiff seit einem Monat stand. Alles klappte soweit gut so dass wir am 3. Juli gegen 10 Uhr loslegten und uns auf eine gemütlich Fahrt nach Paris freuten! Manchmal kommt es anders als man denkt. Bei der ersten Schleuse wurde uns mitgeteilt, dass diese defekt sei und das die Taucher unterwegs seien um den Schaden zu beheben und wir in 2 - 3 Stunden weiter fahren könnten. Nun um 18 Uhr wurde uns dann mitgeteilt dass vorerst an eine weiterfahrt nicht zu denken sei. Glück im Unglück konnten wir dann am nächsten morgen doch noch weiter und nach einer sehr schönen Fahrt auf der Marne erreichten wir am späten Nachmittag die Seine. Die Einfahrt nach Paris ist sehr Eindrücklich und leider kam bals die Schleuse zur Einfahrt in den Port d'Arsenal. Dies ist einer der Sportboothafen von Paris wo wir einen Platz für 3 Wochen gemietet haben. Siehe unten !!
Am 24. Juli fuhren wir aus dem Hafen zurück auf die Seine und fuhren zu Berg über Melun nach Saint Mammé. Die Fahrt ist eher langweilig auf dem Fluss und wird nur unterbrochen durch Schleusen die alle 8 Km zu bewältigen sind. Anders sieht der Verkehr aus auf dem Fluss. Noch nie haben wir so viele Frachtschiffe gesehen wie auf diesem Abschnitt. Paris wird trotz Bahn und LKW noch immer über die Flüsse versorgt. In erster Linie mit Schüttgütern wie Kies, Sand und Zement aber auch mit Getreide etc.
In Saint Mammés haben wir einen Hafenplatz für 2 Wochen erhalten und danach geht es Richtung Süden an die Loire resp. deren Kanal. Bis bald!
Eine Stadt, zwei Berichte
Pariser Grossstadtleben ein grossartiger Monat
Am 4. Juli nahmen wir den TGV nach Paris und anschliessend den Regionalzug weiter nach Meaux. Begleitet hat uns - zu unserer grossen Freude - unsere Nichte Michelle. Der Plan war, uns nach Ankunft in Meaux schnurstracks in die Strasse mit den feinen Lebensmitteln zu begeben, um für das Abendessen und die nächsten Tage einzukaufen. Idealerweise liegen Käserei, Bäckerei, Gemüsehändler und Metzgerei direkt nebeneinander. Daraus wurde leider nichts, denn wir hatten nicht bedacht, dass am Montag alle Lebensmittelgeschäfte geschlossen sind. Die Enttäuschung war zudem gross: in Meaux zu sein ohne die Möglichkeit zu haben den weltberühmten Brie de Meaux zu kosten!
Nun als Notlösung brachte uns ein Taxi in einen kleinen Supermarkt, das Taxi wartete mit laufendem Motor (französisch!) draussen und wir erledigten in Windeseile die allernötigsten Einkäufe bevor wir zum Schiff in 10 km Entfernung gebracht wurden.
Am nächsten Morgen hiess es Leinen los, die Fahrt dauerte rund 4 km bis zur ersten Schleuse, wo uns mitgeteilt wurde, diese sei „en panne“. In Kürze würden Taucher kommen, um den Schaden zu begutachten und zu beheben. Wir ergriffen die Gelegenheit und fuhren ein kurzes Stück zurück, um in Meaux anzulegen. Michelle und Yvonne gingen einkaufen und konnten so doch noch den berühmten Brie de Meaux besorgen. Der Brie wurde in fünf Reifestadien angeboten. Wir entschieden uns für Reifestufe 1, für Rolf gab es Reifestufe 3 – er hätte Reifestufe 5 mit Sicherheit gemocht, dies wollten wir uns jedoch nicht antun….
Zurück auf dem Schiff hiess es abwarten und weiter abwarten. Im Laufe des Tages wurden wir immer wieder vertröstet, um genau um 17.55 Uhr die Mitteilung zu erhalten, heute würde die Schleuse nicht mehr in Betrieb genommen – was uns nicht verwunderte, schliesst der Schleusenbetrieb jeweilen um 18.00 Uhr. Am nächsten Morgen, pünktlich um 09.00 Uhr jedoch würde die Schleuse betriebsbereit sein.
Am Mittwochmorgen konnten wir losfahren, nach der besagten Schleuse ging es nun auf der Seine weiter. Wir fuhren so schnell es ging, um die vertrödelte Zeit einzuholen, wir wollten um jeden Preis abends in Paris eintreffen. Die Fahrt war abwechslungsreich. Nachmittags wurde es immer spannender, von der ländlichen Gegend wechselte es in die Vororte, das linke und rechte Seineufer sind enorm dicht bebaut. Gegen Abend, die Kathedrale Notre- Dame war in Sicht, erreichten wir die Einfahrt zum Hafen mitten in der Stadt. Ein Anruf in der Capitanerie, ein letzter Schleusengang und wir waren im Port de l’Arsenal, mitten in Paris, direkt bei der Place Bastille. Die Liegeplätze dort sind äusserst rar und begehrt, wie toll einen für drei Wochen erhalten zu haben.
Pariser Grossstadtleben
Am ersten Tag in Paris hatten wir ein Sightseeing-Programm per Velo geplant. Michelle äusserte den Wunsch den Eifelturm zu sehen und überhaupt so viel wie möglich, ein feiner Lunch wäre auch nicht verkehrt… nun denn wir haben alles „gepackt“, 18 km sind wir im heftigen Verkehr geradelt (wir mit E-Bike, Michelle im Dreigang-Mietvelo – wovon nur ein Gang funktionierte)! Es war ein herrlicher Tag und ein wunderbarer Auftakt ins Pariser Grossstadtleben für uns, leider auch fast schon das Ende von Michelles Aufenthalt.
In den folgenden Tagen stürzten wir uns voll in das geplante Besichtigungsprogramm, dazu gehörten unter anderem:
Besichtigung und Führung in der neueröffneten Fondation Giacometti, Einkaufen auf dem Marché Bastille, Besichtigung des Musée de l’Orangerie (Monets Seerosen), Schlendern durch den Floh- und Antiquitätenmarkt Puces de St. Ouen in Clignancourt, Führung im Yves Saint-Laurent Museum, Kochkurs an der Ecole Escoffier Ritz, Besuch des Grossmarktes Rungis frühmorgens, Besichtigung der aktuellen Impressionisten-Ausstellung im Musée Petit Palace, Opernaufführungen in der Opéra Bastille, Führung im Musée Rodin, Besuch des Musée Invalides usw. usf.
Da wir die Stadt von vielen früheren Besuchen wirklich gut kennen, haben wir die bekannten Sehenswürdigkeiten ausgelassen und uns häufig in unseren Lieblingsquartieren (St. Germain, Bastille, Marais sowie den Seinufern Rive Gauche und Rive Droite entlang) aufgehalten.
Wir haben uns in der Stadt ausschliesslich mit dem Velo fortbewegt. Nachdem wir das Pariser-Veloapp installierten ging es einfach und zügig auf dem riesigen Velostreckennetz voran. Die Velowege sind toll, lediglich die grossen Kreuzungen, Plätze und Kreisel erfordern ein beherztes Losfahren. Als grauenvolles Beispiel sei das Umrunden der riesigen Place Charles de Gaulle mit dem Marc de Triomphe de Letelier genannt. Richtig Spass hingegen macht das Runter brausen auf den Champs-Elisées. Die allerschönste Strecke folgt entlang dem rechten Seineufer, dem sogenannten Paris-Plage entlang.
Wer uns kennt, weiss wie gerne wir essen und geniessen. Da waren in Paris genau richtig! Wir waren in unzähligen Cafés und Restaurants, haben Märkte besucht, all die Feinschmeckeradressen abgeklappert, überall probiert und degustiert, es war wunderbar. Warum auch selber kochen, angesichts der fabelhaften Auswahl beim Traiteur Lenôtre oder in der Grand Epicerie von Le Bon Marché (der grössten Feinkostabteilung in Paris). Natürlich fehlten (mehrfache) Besuche in unseren Pariser-All-Time-Favourites nicht, dazu zählen: Brasserie Fruits de Mer La Lorraine an der Place des Ternes, Brasserie Bofinger nahe der Place Bastille, Restaurant Chez Julien in der Nähe der Ile Saint-Louis, Cafe Les Deux Magots am Blvd. St-Germain. Unvorstellbar wäre ein Aufenthalt in Paris ohne beim weltbesten Konditor Pierre Hermé (Stichwort Ispahan) in Saint-Germain vorbeizuschauen oder ohne dem Teekontor/Teesalon Mariage Frères im Marais einen Besuch abzustatten, um die erlesensten Tees zu trinken und die Vorräte aufzustocken.
Am letzten Wochenende besuchten uns unsere lieben Freunde Carolin und Guido, um mit uns das Stadtleben auf dem Schiff zu teilen und zu geniessen. Wir haben eine tolle Zeit miteinander verbracht, viel erlebt und waren - trotz der lähmenden Bruthitze - sehr aktiv und vor allem zügig mit den Fahrrädern unterwegs! Kaum angekommen, hiess es lschon wieder Abschied nehmen.
Unser Aufenthalt neigte sich ebenfalls seinem Ende entgegen. Die vorangegangenen Wochen vergingen wie im Fluge, waren ausgefüllt und abwechslungsreich mit Ausflügen, Erkundigungen, Besichtigungen, Führungen und Sich-Treiben-Lassen – es hätte noch eine Weile so weitergehen können. Viel zu schnell hiess es den Hafen und Paris wieder zu verlassen. In zwei Tagesetappen fuhren wir auf der stark befahrenen Seine nach St. Mammès südlich von Paris, unser Schiff liegt dort im Flusshafen, bevor wir anfangs August zu einer weiteren Etappe aufbrechen werden.
Ein letztes Wort zu dieser Etappe: es war ein grossartiger Aufenthalt im Port de l’Arsenal, kurz gesagt den besten Juli ever!
2. Bericht
Ein Traum wurde wahr ! Seit Jahren wollten wir einmal die Stadt "Er Leben" wie die Bewohner der Stadt. Der wesentliche Punkt dazu war der Standort des Hafens. Der Port de l'Arsenal liegt gleich an der Bastille dem alten Stadtkern. In nächster Nähe liegen das Viertel Marais und das Quartier Latin bei Notre Dame. In Verlängerung der Rue de Rivoli kommt man von der Bastille über la Place de la Concorde zu den Champs d' Elisée zum Arc de Triomphe. Von Anfang an hatten wir uns zum Ziel gesetzt uns mit den Fahrrädern in der Stadt zu bewegen. Wir als "Landeier" waren skeptisch ob dies realistisch sei. Fakt ist jedoch dass wir alles mit den Velos gemacht haben und nie Busse oder die Metro benutzt haben. Paris hat eines der Besten Fahrradnetze dass wir je kennen gelernt haben. Da können alle Verantwortlichen in der Schweiz nur dazulernen !!! Ganze Strassen wurden gesperrt und für die Velos freigegeben. Velofahrer haben überall Priorität und werden auch von den Autofahrern sehr zuvorkommend behandelt. Dass war eines der positivsten Erlebnisse in dieser Stadt. Wir haben jeden Tag im Durchschnitt 20 Km zurückgelegt und konnten alles Besuchen was wir uns im Vorfeld vorgenommen haben.
Unser Hafen war Teil eines öffentlichen Parks der von morgens um 08.00 bis 22.00 geöffnet war. Damit ist man automatisch teil des Publikums oder umgekehrt. Jeder schaut Dir ins Schiff hinein und will häufig wissen was wie wo vor sich geht etc. Nur trotz allem, irgendwann möchte man ja für ein paar Stunden seine Ruhe haben! Der Hafenbetreiber versicherte uns dass das Gelände Nachts leer sei und wir in ruhe Schlafen könnten. Wir waren eher misstrauisch und stellten uns darauf ein dass es wohl anders sein würde insbesondere bei den doch sehr hohen Temperaturen und des lange dauernden Tageslicht. So waren wir gespannt wie das ganze ablaufen würde. Jeden Abend kamen so gegen 500 bis 1000 Menschen nach der Arbeit in den Park um dort einen Apero einzunehmen und oder noch etwas zu Essen. So gegen 22 Uhr tauchte ein einzelner Parkwächter auf und bat die Besucher freundlich aber bestimmt den Park zu verlassen. Wir trauten unseren Augen nicht was wir dabei erlebten! Die Besucher räumten Ihre Sachen zusammen, brachten Ihre leeren Flaschen und den Abfall zu den dafür vorgesehenen Stellen im Park und räumten das Feld. Zuerst konnten wir das nicht glauben aber nach dem dritten Abend mussten wir zur Kenntnis nehmen dass die Pariser ein unwahrscheinlich diszipliniertes Volk sind. Das erlebten wir die ganzen drei Wochen so inkl. Nationalfeiertag und Gewinn der Fussball WM. Siehe unten !!! Wie schön wäre es doch wenn wir bei uns in Winterthur auch so etwas erleben dürften.....
Anderes Highlight war die Fussball WM. Während allen Spielen vor dem Finale wurde nirgends der Patriotismus gelebt. Fahnenschwingende Fans wurden nur vereinzelt gesichtet. Public Viewing fand in den Bars und Cafés statt und das ganze wurde sehr "gesittet" gefeiert. Irgendwie hatte man den Eindruck die Menschen trauen Ihrer Mannschaft keinen Erfolg zu. Anders am Tag des Finales. Langsam taute die Bevölkerung auf und es war so etwas wie Vorfreude auf den Match zu spüren. Sehr viele Fans trugen Leibchen der Mannschaft, hatten die Tricolore dabei und konnten es kaum erwarten dass es losging. Aber was wir nach dem Match erlebten war unglaublich. Die Menschen an der Bastille feierten und sangen die Marseillaise ohne Ende. Wir gingen auch zum Platz der Bastille der sich in kürzester Zeit füllte und so müssen es weit mehr als 20'000 Menschen auf dem Platz gewesen sein. Das verrückte dabei war, dass alle Ordnungskräfte sich zurückzogen und das Feld den Feiernden überliess. Er war eine ausgelassene Stimmung wie wir sie noch nie und nie mehr erleben werden.
Sehr schön waren auch die Tage mit unserer Nichte Michelle die uns am Anfang begleitet hat und am Ende der Besuch von Carolin und Guido. Leider war die Zeit viel zu kurz um viel zu machen aber wir hoffen es wird ein weiters Mal geben wenn wir dann mit dem Schiff unterwegs sind.
In der Rückschau nach ein paar Tagen wird man sich erst bewusst warum Paris wohl eine der meist besuchten Städte der Welt ist. Eigentlich kann man seine Eindrücke nicht in ein paar Worte zusammenfassen und die Möglichkeiten sind dort so vielfältig dass sogar im Nachhinein die Dauer von 3 Wochen viel zu kurz war um alles zu machen was wir uns vorgenommen hatten. Wenn es uns irgendwie gelingt werden wir versuchen ein weiteres Mal mit dem Schiff nach Paris zu fahren. Herbst oder Winter wären sicher spannend dort hinzugehen falls man einen Hafenplatz bekommt. Die Warteliste soll unendlich lang sein.. Leider!
Wir freuen uns auf das nächste Abenteuer...