Reisebericht April 2019 > Canal du Midi


 

 

 

 

 

 

 

 

 

Canal du Rhone à Sete > Aigues Mortes nach Sète

 

Canal du Midi > Sète nach Castelnaudary 

 

Strecke: 240 km

 

Fahrzeit: 51 Stunden

 

Anzahl Schleusen: ca. 46 Stk

 

Anzahl Reisetage: 10

 

Schleusentreppe von Béziers und Castelnaudary

Brücke von Capestang

 

 


März /April  > Endlich angekommen im Canal du Midi !!


 

Am 22. März fuhren wir nach Aigues Mortes mit einem neuen paar Fahrrädern im Gepäck. Dort hiess es klar Schiff machen und einkaufen was nötig ist wie Getränke etc. die man mit dem PKW einfacher transportieren kann als mit den Fahrrädern ! Aigues Mortes haben wir richtig lieb bekommen durch unsere Aufenthalte im Januar und Februar. So nutzten wir die Zeit um noch einmal die Märkte und Restaurants zu besuchen die wir  kannten.

Am Sonntag ging es dann los auf dem letzten Stück des Canal du Rhone à Sète bis nach Frontignan das kurz vor Sète liegt. Leider konnten wir nicht in den Stadthafen fahren da die Hebebrücken zur Zeit ausser Betrieb sind. Die Strecke ist wunderschön denn man fährt auf einem Kanal mitten in den Lagunen die hinter den Dünen des Mittelmeeres liegen. Es ist grösstenteils eine unberührte Natur wo man unzählige Vögel sieht. Mit den Velos fuhren wir dann nach Sète und besuchten die Stadt während zwei Tagen. Diese ist stark beeinflusst von Italienern aus dem Süden die vor 100 Jahren wegen des lukrativen Fischfanges dorthin auswanderten. Noch heute ist der Fischereihafen einer der grössten in Frankreich. Entsprechend kommen Fisch- und Meeresfrüchteliebhaber hier auf Ihre Kosten da man je nach Lokal fangfrischen Fisch bekommt !

Danach ging es von Sète über den Etang de Thau nach Marseillan. Dieser Etang hat die Grösse des Bodensees und für die Freizeitschiffer hat es eine Fahrrinne um diesen zu überqueren. Der Grossteil der Fläche wird für die Austernzucht benutzt und das Gebiet ist stark Reglementiert in Bezug auf Umweltvorschriften. Wir konnten dort Anlegen und das Dorf sowie die Brennerei von Noilly Prat besuchen. Bekannt ist dieser Weinbrand vor allem in der Küche als Aroma für Fisch etc. Generell ist zu sagen dass die ganze Gegend extrem stark benutzt wird als Anbaugebiet von Wein, insbesondere Rosé.  War haben soviel wie möglich verschiedene Weissweine degustiert und leider ist nicht alles nach unserem Geschmack wobei dann das Preis-Leistungsverhältnis alles relativiert !

Nach Marseillan fängt dann der Canal du Midi an. Es war von Anfang an unser Ziel diesen Kanal eines Tages zu befahren. Unser Schiff wurde von der Höhe aus so konzipiert dass wir bei den dort vorhanden Brücken theoretisch durchfahren können jedoch ohne Garantie ! Nichts desto trotz wollten wir es um jeden Preis versuchen und wer nichts wagt bleibt stehen.  Siehe Bild.

Warum das alles ?

Schon zur Zeit der Römer wurde darüber nachgedacht eine Verbindung zu schaffen zwischen dem Mittelmeer und dem Atlantik. Der erste Versuch wurde dann nach 20 Km aufgegeben. Auch im Mittelalter wurden wieder Überlegungen gemacht wie das Bauwerk zu machen sei und auch Leonardo da Vinci fand keine Lösung wie die Versorgung des Kanals mit Wasser sicher zu stellen sei. Erst Pierre-Paul Riquet fand eine Lösung und präsentierte  seine Pläne im Jahr 1662 der damaligen Regierung unter Ludwig XIV. 1665 wurde mit den Bauarbeiten begonnen und diese wurden 1685 nach dem Tod von Riquet abgeschlossen. Währen dieser Zeit arbeiteten bis zu 12'000 Arbeiter und Frauen an diesem Bauwerk. Noch heute nach über 330 Jahren ist dieses Bauwerk bis auf wenige Anpassungen immer noch im Originalzustand ! Man stelle sich das mal vor wie unsere heutigen Verkehrswege wie die Autobahnen im Jahr 2350 aussehen !

Der Kanal gehört heute seit 1996 zum UNESCO - Weltkulturerbe und wir praktisch nur noch für die Freizeitschifffahrt benutzt.

Also ging es los mit der ersten Etappe nach Agde wo Rundschleuse existiert, d.h. eine Schleuse mit 3 Toren. Kurz darauf erreichten wir dann Bézier dem Geburtsort von Riquet. Dort angekommen verbrachten wir viel Zeit bei einem Affineur für Käse. Wir konnten viel dabei erfahren und auch die unmöglichsten Käse ausprobieren. Nicht nach dem Geschmack aller Beteiligten ! Nach Bézier führt der Kanal über eine Brücke über Fluss Orb und danach folgt die Schleusentreppe von Fonserrannes wo man 7 Schleusen überwindet mit einem Höhenunterscheid von 25 Metern. Danach folgt ein Abschnitt von über 50 Km ohne weitere Schleusen. So erreichten wir Capestang mit ihrer berüchtigten Brücke. Siehe Bild oben.

Am nächsten Morgen kamen Bernadette und Alain zu uns auf das Schiff. Meine Cousine wollte die Durchfahrt unter der Brücke miterleben und waren wir noch so froh weitere Augen zu haben um die Durchfahrt zu überwachen. Nun nach 10 Minuten schafften wir es ohne Kratzer am Schiff diese Brücke zu unterfahren und der Abstand zum Mauerwerk war teilweise nur noch 2 cm. Aber durch ist durch !! Danach war die Erleichterung förmlich zu spüren und wir freuten uns auf den folgenden Apéro um die Fahrt zu begiessen !!

Am Abend fuhren Bernadette und Alain zurück nach Toulouse und wir übernachteten im Hafen von La Robine. Leider konnten wir nicht nach Narbonne mit dem Schiff fahren da auf dieser Strecke von 10 km die Brücken definitiv zu tief sind für unser Schiff. So fuhren wir am nächsten Tag mit den Velos dorthin und besuchten wie immer zuerst die Markthallen und danach die Stadt. Markthallen sind sehr sehenswert aber vor allem ist die Auswahl an Produkten aussergewöhnlich. 

Danach folgte für uns ein eher langweiliger Abschnitt in 3 Tagen nach Carcassonne mit vielen Brücken und Schleusen. Wahrscheinlich sind wir eine wenig verwöhnt was die Landschaft anbelangt und oder zu kritisch gegenüber dem Zustand der Infrastruktur. Während unserer Fahrt bewegten sich laut Aussagen der Schleusenwärter nur 3 Schiffe auf dem Kanal. Im Sommer sind es bis zu 70 Schiffe pro Tag die die Schleusen passieren. Wartezeiten vor den Schleusen von bis zu 8 Stunden gehören da zu Regelfall ! Da ist es für mich unverständlich dass man nichts unternimmt um die Saison im Frühling und im Herbst anzukurbeln um diese Spitze im Sommer zu brechen. Aber wohin man auch kam war die Infrastruktur noch nicht bereit und es wurden überall noch Bauarbeiten ausgeführt obwohl das Wetter jederzeit eine Reise auf dem Kanal ermöglichte.

Anderes Drama am Kanal ist seit 2005 der aufgetretene Befall der 42'000 Platanen die den Kanal so einzigartig machten für den Besucher. So wie es heute aussieht müssen alle Bäume gefällt werden und durch andere Baumarten ersetzt werden. Die Kosten werden auf über 200 Millionen Euro geschätzt wobei das noch das kleinste Problem ist wenn man bedenkt wie viele Jahrzehnte es dauern wird bis der Kanal sein ursprüngliches Gesicht wieder bekommen wird. Erstaunlich dabei ist laut Aussagen der Verantwortlichen vom Kanal dass dies bis heute noch keinen Einfluss hat auf die Anzahl Besucher am Kanal wie Freizeitschiffer, Radfahrer etc.

In Carcassonne angekommen mussten wir wieder eine Brücke unterfahren die dieselbe Höhe hat wie Capestang aber wir hatten Glück, dass das Wasserniveau tiefer war als normal und so konnten wir auch diese Brücke ohne Probleme unterfahren. Die Stadt und vor allem die Cité de Carcassonne wird jährlich von ca. 4 Millionen besucht und eines der häufigsten besuchten Reiseziele in Frankreich. Entsprechend ist auch die Infrastruktur vor Ort und wir verbrachten wie alle Touristen den Tag auf der Burg und den Abend in einem ausgezeichneten Restaurant.

Von Carcassonne führte der Kanal in 2 Tagen über Bram und weiter nach Castelnaudary zu unserm Zielhafen über ein Strecke von 41 Km mit 25 Schleusen. Dort angekommen folgte die übliche Reinigungsaktion am Schiff innen und aussen. Die Stadt selber ist bekannt für den Cassoulet einem Eintopf aus Bohnen und Entenfleisch mit Schweinswürsten. Ist jedem zu empfehlen der gerne deftige Küche mag mit einem starken Rotwein aus der Gegend.

Die Rückreise erfolgt mit Zug und Bus nach Aigues Mortes wo wir den PKW abholten und weiter nach Hause fuhren.

Ende Monat geht die Reise weiter in einer kurzen Etappe nach Toulouse wo wir Teil der Familie besuchen werden und dann auf dem Canal Lateral de la Garonne Richtung Bordeaux. Die Zeittafel wird jetzt bestimmt durch den Transporteur der das Schiff von Bordeaux nach Le Havre bringen sollte und den wir noch nicht haben ! In der Zwischenzeit frohe Ostern und bis bald !!