Route LKW:
La Rochelle - Angers - Le Mans - Le Havre
Fahrzeit 2 Tage
Zusammenfassung
Von Anfang an war es ein Kriterium des Schiffes dass dieses jederzeit in Europa mit einem LKW transportiert werden kann ohne dass es dazu besondere Bewilligungen und eine Eskorte der Polizei braucht. Bei unserer Reisplanung der "Tour de France" war und klar, wenn wir die Brücke von Capestang unterfahren können, dass wir einen Strassentransport von Bordeaux nach Le Havre in die Seine Mündung organisieren würden. Wir wollten auf keinen Fall um die Bretagne herum dorthin mit dem Schiff fahren. Was ich unterschätzt habe ist, dass es nur wenige Häfen gibt, die entsprechende Kräne haben um unser Schiff auf einen LKW zu laden. Es braucht dazu einen Portalkran der 30 Tonnen heben kann. In La Rochelle und Le Havre ist die entsprechende Infrastruktur vorhanden. Die Detailplanung war dann etwas komplizierter als gedacht. Problem war es in den Häfen eine Ladezeit mit dem Kran zu erhalten da diese ohne Unterbrechung ausgelastet sind und zusätzlich noch eine Transportfirma einen geeigneten LKW mit speziellem Auflieger zur Verfügung hat. Nach langem Hin und Her ist es uns gelungen eine Beladen des Schiffes in La Rochelle für den 24. Juni um 15 Uhr zu erhalten und ein Abladen in Le Havre am 26. Juni um 10 Uhr. Unsere Aufgabe dabei war es das Schiff vom Liegeplatz im Hafen zur Beladestation zu bringen und beim Zielort wieder in den neuen Hafen zu bringen. Den Transport übernahm eine Firma aus Holland die extra nach Frankreich kam.
Um die Reise so zügig wie möglich zu machen benutzten wir unsere unserer Cessna und es gab mir die Möglichkeit Stunden zu fliegen. Wir reisten 2 Tage früher an als nötig und besuchten die Ile de Ré die wir mit den Fahrrädern erkundeten. Die Strecke nach La Rochelle machten wir dann jeweils mit einer Fähre die das Festland mit der Insel verbindet. Wieder einmal konnten wir überall für wenig Geld Meeresfrüchte essen !
In Le Havre wohnten wir in der Stadt und dabei bewegten wir uns nur per Pedes. Le Havre ist eine Stadt die uns positiv überrascht hat. Diese war bekannt als schmutzige Hafenstadt die nach dem 2. Weltkrieg neu aufgebaut werden musste und eine trostloses Gesicht hat. Heute jedoch ist die Stadt in einem unglaublichen Wandel von einer Hafenstadt zu einem Dienstleistungszentrum dass nur 2 Stunden von Paris entfernt ist.
Wer immer in diese Gegend kommt sollte sich 2 Tage Zeit nehmen um diese Stadt zu besuchen.
Mitte Juli geht es dann weiter mit dem Schiff von Le Havre die Seine hinauf nach Paris wo wir dann noch 2 Wochen bleiben werden.
Halbjahresrückblick 2019
Bereits Juli, wie rasch doch die Zeit vergeht….. wir haben aufregende Wochen erlebt seit wir im Frühling das Leben auf dem Wasser wiederaufgenommen haben.
Losgefahren sind wir am 24.März, einem milden, sonnigen Sonntagmorgen, ein perfekter Start in die neue Saison. Die Strecke bis zum Canal du Midi - entre terre et mer - war wunderschön: rundum Wasser wohin man blickt, diese Natur, die Sonne, die Flamingos, das unvergleichliche Licht, die Weite, die konstante Meeresbrise es war eine der bisher schönsten Abschnitte und hat uns grosse Freude bereitet.
Anschliessend fuhren wir in den berühmten Canal du Midi ein, DER Kanal aller Kanäle oder in anderen Worten der Sehnsuchtsort aller Kanalromantiker. Dementsprechend hoch waren unsere Erwartungen. Leider wurden diese nicht erfüllt: kaum Schiffsverkehr, schlechte Infrastruktur, trübes Wasser, hunderte Schiffswracks, keine Anlegeplätze, Unterhaltsarbeiten in den Dörfern, Lärm und Staub, geschlossene Restaurants und Läden usw. Am Schlimmsten sind die kahlen Ufer aufgrund der Platanenkrankheit, ein richtiges Desaster. Ob es je gelingen wird das kostspielige, immens aufwendige Aufforstungsprogramm abschliessen zu können? Es wird Jahre dauern bis die neu gepflanzten Bäume ihre Schatten werfen können.
Dann die berüchtigt tiefen Brücken, allen voran diejenige von Capestang. Immer verbunden mit der Frage, ob eine Durchfahrt möglich ist? Rolfs unerschütterlicher Optimismus und seine exakte Fahrweise waren da genau richtig. Dennoch war es mehr als nervenaufreibend. Einmal und nie wieder!
Sehr schön waren die Tage in Toulouse mit unserer französischen Familie. Einerseits wegen der Familie und andererseits wegen der Stadt selber. La ville rose, wie Toulouse aufgrund der einheitlichen, roten Backsteingebäude genannt wird. Die Stadt hat sich unglaublich positiv gewandelt und ist einen Besuch wert. Wir wären gerne noch etwas länger geblieben. Auch und besonders in kulinarischer Hinsicht fühlten wir uns ganz Zuhause.
Nach Toulouse, zeigt sich der Canal du Midi dann von seiner besten Seite, romantische Streckenabschnitte mit altem Baumbestand an den Ufern, die für bezaubernde Sicht- und Lichtverhältnisse sorgen.
Wunderschön war die anschliessende Etappe bis Bordeaux. Frankreich wie aus dem Bilderbuch. Eine ländliche Gegend, abwechslungsreiche Landschaften, hübsche Dörfer, schöne Kirchen, prima Anlegestellen, alles so friedlich und ruhig. Wohltuend und entspannend in jeder Hinsicht.
Im Mai ging es dann weiter Richtung Bordeaux, mit Frederick als Gast und Schiffsexperte an Bord. Bordeaux ist eine wunderschöne Stadt und eine ernstzunehmende Konkurrenz für Paris (vor allem da ohne Pariser hahaha). Sagenhaft war die uns zugewiesene Anlegestelle mitten im Zentrum, am Ponton d’honneur (!), auf der Höhe des „Wasserspiegels“, eine der grossen Attraktionen der Stadt.
Beeindruckend sind die gewaltigen Unterschiede von Ebbe und Flut in der Gironde, machen diese doch über 5 m aus. Einmal ist man auf Augenhöhe mit den Menschen auf der Promenade und ein paar Stunden später ist man tief unten und hat meterhohe Wände vor- bzw. über sich!
Noch ein Wort zu Bordeaux in Sachen Kulinarik, der wahre Gourmethimmel. Wie immer, bin ich meiner Aufgabe als Food- und Beverage-Managerin gewissenhaft nachgekommen und habe einige feine Adressen ausgewählt. Begeistert waren wir vom Bistro mit integrierter Weinhandlung mit dem hübschen Namen „garopapilles“. In Frankreich gibt es seit längeren einen Trend zur so genannten „Bistronomie“ (die Verschmelzung von Bistro und Gastronomie). Das bedeutet kreative, moderne Küche mit guten Produkten in einem lockeren, unkomplizierten Ambiente. Oder in anderen Worten Bistrokultur und Feinschmeckerküche in Einklang gebracht. Im „garopapilles“ wird das perfekt erlebar gemacht.
Weiter ging es für mich mit dem Auto, der Küste entlang nach Royan und dann weiter bis La Rochelle, da ich keinesfalls mit dem Schiff übers Meer fahren wollte. Zu Recht, wie es sich dann herausstellt. Frederick und Rolf hatten offenbar alle Hände voll zu tun, das Schiff auf Kurs zu halten und hätten sich nicht auch noch um eine seekranke und ängstliche Passagierin kümmern wollen! Dank der grossartigen Hilfe, Erfahrung und Unterstützung von Frederick klappte auch diese Etappe und wir konnten im Hafen gemeinsam den obligaten Ankommschluck geniessen. La Rochelle ist ein bezaubernder Ort mit seinem alten Hafen und strahlt eine gewisse Seefahrerromantik aus.
Nun hiess es sich von Frederick zu verabschieden, er reiste zurück nach Narbonne und wird den Sommer auf seinem Schiff im Mittelmeer geniessen.. Wir machten uns an die Vorbereitungen für den Schiffstransport, also alles verstauen und befestigen bevor es zurück in die Schweiz ging.
Zurück in La Rochelle genossen wir auf herrliches Wochenende auf der wunderschönen Ile de Ré bevor dann das aufwendige Abenteuer Schiff auswassern/Transport/Schiff einwassern in Le Havre begann. Zu unserer Erleichterung lief alles wie am Schnürchen.
Le Havre ist entgegen ihrem Ruf eine interessante Stadt, nicht schön aber sehenswert. Insbesondere Architektonisch sehr reizvoll. Beeindruckt hat mich die Kirche, eine solche Kirche habe ich noch nie gesehen, diese unterkühlte, rauhe Betonstruktur von aussen - sieht dem Empire State Building in NYC ähnlich - und dann dieser extravagante Turm von innen mit einer wunderbaren, kristallenen Lichtstimmung. Auch ein Besuch im Kunstmuseum ist ein Muss, die Sammlung ist ganz auf den Impressionismus und Fauvismus ausgerichtet.
Aufregende, erlebnisreiche Monate liegen hinter uns. Wir sind glücklich und dankbar, alles hat bestens geklappt und ist nach unseren Wünschen abgelaufen. Wir freuen uns auf die zweite Jahreshälfte.