Fahrt von Holland nach Belgien im Mai 2022

 

Start:    Tolkamer (NL) am 6.5.2022

Ziel:       Mechelen (B) am 24.05.2022

 

Fahrtage:    7

Strecke:       334 km

Fahrzeit:      47 Std.

Schleusen:   23

Brücken:       9 (Hebe-Drehbrücken)

 

Wasserstrassen:

Waal(Rhein) - Maas/Waal Kanal - Maas -Weesen/Nederweert Kanal - Zuid/Willemswaart - Bocholt/Herentals Kanal - Albertkanal - Nete Kanal - Rupel - Leuven/Dijle Kanal.

Die Reise führte uns vom Rhein über 10 Flüsse und Kanäle nach Mechelen in der Nähe von Brüssel. Die Fahrzeit betrug 7 Tage wobei wir pro Tag ca. 50 Km Strecke zurücklegten. Da die Flüsse und Kanäle nur wenige Meter über Meer liegen waren die Schleusen dazu da den Wasserstand in den Kanälen zu regulieren. In dem Fluss Rupel war es dann schon so, dass wir in die Flut des Meeres kamen da wir dabei nur 30 Km von Antwerpen waren.

Der Anfang machte der Waal (Rhein) von Tolkamer nach Nijmegen zum Verbindungskanal zur Maas. Der Verkehr im Vergleich zum Waal war wie von der Autobahn direkt auf eine Quartierstrasse. Endlich war dass fahren wieder gemütlich und stressfrei. Erster Halt auf dieser Strecke war Arcen auf der Maas. Dort liegt einer der vielen alten Gutshäuser in Holland mit angeschlossenem Blumenpark. Irgendwie gehört ein solcher Besuch mit dazu wenn man Holland besucht. Nächste Etappe war die Stadt Venlo. Interessant dort ist, dass man den alten Hafen umgebaut hat zu einem neuen Quartier dass heute "das neue Zentrum" der Stadt bildet. Ob das in 50 Jahren noch immer so sein wird ?

Danach folgte eine Rückkehr nach Roermond. Dort ganz in der Nähe wurde das Schiff gebaut, so dass wir die Stadt schon mehrfach besucht haben und sehr gut kennen. Roermond ist ein Ort mit sehr hoher Lebensqualität wo ich jederzeit wohnen würde. Nicht fehlen durfte ein Tagesausflug nach Maastricht einer Stadt die jederzeit einen Besuch wert ist !

Nach ein paar Tagen folgte dann die nächste Etappe entlang der Grenze von Holland und Belgien Richtung Westen. Die Reise führte auf dem Kanal nach Bocholt. Weinig Verkehr auf dem Kanal und immer gerade aus. Landschaftlich trotzdem abwechslungsreich mit vielen Dörfern und Städtchen am Ufer. Hier wird einem bewusst dass in Holland und Belgien der Frachtverkehr auf den Flüssen und Kanälen ein wichtiger Verkehrszweig ist und war. Noch heute sind viele Häfen für Schüttgüter in Betrieb die aber immer mehr durch Container Terminals ersetzt wurden. Erstaunlich auch die vielen Industrie- und Gewerbebetriebe längs der Kanäle die zeigen dass nicht alles nur noch virtuell hergestellt wird. 

Am Abend des ersten Tages dann eine Lektion von  belgischem Föderalismus den ich mir in diesen Ausmass nicht vorstellen konnte. Da ich die holländische Sprache nicht verstehe habe ich mir die Streckenunterlagen auf französisch ausgedruckt. Das war ein kapitaler Fehler. Fakt ist nun, dass Wallonien wo französisch gesprochen wird und Flandern wo holländisch die Sprache ist wohl im gleichen Land leben aber jede Region auf die regionale Umsetzung der Gesetze pocht. So kann man mit dem Schiff in Wallonien ohne Formalitäten herumfahren aber in Flandern braucht man auf dem gleichen Kanal  eine Vignette. Da ich deren Sprache nicht verstehe konnte ich deren Unterlagen nicht lesen und so hatten wir natürlich keine Vignette und man wollte uns nicht nach Flandern einreisen lassen ! EU sei gegrüsst !!! Man verlangte von uns vor Ort dass wir per Internet eine Vignette kauften da es nicht anders möglich ist. Pech war aber, dass wir per Handy keinen Internetzugang hatten. Nach langem hin und her mit dem Kanalbetreiber liess man uns bis zum nächsten Hafen fahren mit der Auflage innerhalb von 24 Stunden eine Vignette zu kaufen ansonsten wir nicht weiter fahren dürften.... Das kann man auch als Föderalistischen Nonsens bezeichnen !

Mit Vignette fuhren wir dann in 2 Tagen nach Herentals zum Albertkanal. Dieser verbindet den wallonischen Süden (Lüttich) und Antwerpen und wurde 1939 fertiggestellt. Dadurch konnte die Fahrzeit vom Gebiet der Stahlindustrie in Wallonien und dem Hafen Antwerpen von sieben auf einen Tag reduziert werden. Früher war das noch möglich aber heute denke mir ist so etwas in Belgien nicht mehr möglich.

Danach fuhren wir ein kurzes Stück auf dem Albertkanal bis zum Abzweiger auf den Nette Kanal und Fluss Rupel der dann in der Schelde mündet von wo man entweder nach Brüssel, Gent, Brügge abzweigt oder nach Antwerpen. Wir jedoch nahmen bei Rumst den Kanal Leuven - Djille wo wir bis Mechelen fuhren. Die Reise konnte nicht wie geplant nach Leuwen gemacht werden, da der Kanal ab Mechelen wegen Arbeiten an einer Brücke gesperrt ist. Was im ersten Moment eine Enttäuschung war war nur halb so schlimm und Mechelen entpuppte sich als optimaler Ort für die nächsten Tage. Statt mit dem Schiff benutzten wir die Bahn oder Fahrrad um die Städte Mechelen, Leuwen und Brüssel zu erkunden. Zusammen mit Freunden besuchten wir am Wochenende diese Orte und deren architektonischen Sehenswürdigkeiten.

Mechelen mit ca. 90'000 Einwohner ist eine typische Industriestadt mit einer hohen Zuwanderung (50%) aus diversen Kulturen mit all den bekannten Problemen. Heute scheint die Stadt sich langsam zu erholen und gilt als Beispiel wie man diese Probleme in Griff bekommen kann.

Leuven ist bekannt für seine Universität, dem Stadtbild mit flämischer Baukunst und dem Hauptsitz von Anheuser-Busch, der grössten Brauereigruppe der Welt. Die Stadt hat ca. 100'000 Einwohner plus ca. 50'000 Studenten was sich im Stadtbild zeigt mit den vielen Bars und Kneipen!

Brüssel als Metropolregion hat ca. 1.2 Mio. Einwohner und brauche ich hier nicht weiter zu erläutern. Mir ist die Stadt zu gross und zu zersplittert. Das grosse plus der Stadt ist für mich, dass die Gastronomie hier einen französischen Einfluss hat der nicht zu verachten ist. 

Die Reise im Mai ist damit zu Ende und das Schiff wartet in Mechelen auf die weiterreise im Juni.

Diese führt dann nach Gent, Brügge, Ostende, Knokke und Antwerpen.

 

Bis bald!