Reisebericht August 2023

Von Irgendwo nach Nirgendwo !! Fahrt in die Pampa

 

Start:     Paris Arsenal am 13.08.2023

Ziel:       Landelies (Belgien) am 24.08.2023

 

Fahrtage:      11

Strecke:         379 Km

Fahrzeit:        67 Stunden

Schleusen:    96

 

Wasserstrassen:

Canal St. Martin > Seine > Oise > Canal Oise à Sambre > Sambre

Die Anreise nach Paris erfolgte per TGV in 5 Stunden und bei der Ankunft stand das übliche Programm an. Reinigen vom Schiff innen und aussen, Wäsche waschen und Einkaufen von genügend Proviant.

Es war in der Zwischenzeit definitiv, dass wir nicht Richtung Süden fahren würden sondern Richtung Nordosten über Belgien, Holland zurück zum Heimathafen Schweich in Deutschland. Der Weg über den Norden an den Rhein war die einzige Alternative wo die Wasserstände eine Fahrt ermöglichten. Alle Verbindungen südlich von Paris Richtung Süden oder Osten waren nicht möglich.

 

Am Sonntag, 13. August mussten wir den Hafen verlassen und so fuhren wir über den Canal St. Martin in der Stadt durch die Problemviertel zur Seine. Nach 2 Tagen erreichten wir den Fluss Oise und in weitern 2 Tagen die Stadt Compiègne. Die Strecke Paris nach Compiègne fuhren schon im Sommer 2019 so dass wir die Gegend kannten und zügig vorwärts kommen wollten. 

Von dort aus fuhren wir im Canal Oise à la Sambre Richtung Belgische Grenzen in den Ardennen. Dieser Kanal war während 15 Jahren nicht durchgängig befahrbar und ist erst wieder seit 2022 offen. Vorher musste man über den Canal du Nord und über Brüssel - Antwerpen zum Rhein fahren den vorwiegend Frachtschiffe benutzen. Jetzt ist die kürzeste Strecke zum Rhein über den Fluss Sambre nach Namur an die Maas und dann via Maastricht und Nijmegen zum Rhein. 

 

So waren wir gespannt was auf uns zukommen würde in einem Kanal wo ein Teil seit Jahren nicht mehr benutzt wurde. Wir wussten, dass es zuerst über 52 Schleusen Bergauf geht und danach über 14 Schleusen Bergab zur Belgischen Grenze. Für diese Strecke von 200 Km brauchten wir dann 7 Tage und fuhren pro Tag 7 Stunden. Wir waren schon voller Freude diese verlassende Gegend hinter uns zu lassen als wir die Belgische Grenze erreichten und rechneten uns aus dass wir dann in 2 Tagen in Namur wären an der Maas mit den Städten Lüttich, Maastricht etc. Nach dem Anmelden bei der Grenze wurden folgte dann der Hammer mit welchem wir nicht gerechnet haben. Der Beamte vor Ort teilte uns mit, dass die geplante Strecke von Charleroi nach Namur für 3 Wochen gesperrt sei in Folge einer Havarie an einer Schleuse. Die Alternative über Brüssel sei auch nicht möglich sei weil auch an dem Kanal eine Schleuse noch für 10 Tage wegen Reparatur die länger dauert geschlossen bleiben würde. Die 2 Vorfälle hätte man ihm erst am selben Morgen mitgeteilt und wir müssten entweder zurück nach Frankreich oder irgendwo anlegen und wie andere warten bis die Strecken wieder befahrbar wären. Nach dem abwägen der verschiedenen Varianten entschlossen wir uns vor der Stadt Charleroi einen Platz an einer Kaimauer zu ergattern und für 3 Wochen zurück in die Schweiz zu Reisen und wenn die Reparatur der Schleuse abgeschlossen ist wie geplant nach Namur an die Maas zu fahren.

Wir hatten Glück und konnten einen Platz ergattern im Dorf Landelies welches sogar einen Bahnhof hat so dass wir wenigsten per ÖV hin und zurückreisen können.

 

Noch ein paar Worte zur Fahrt von Compiègne an die Grenze zu Belgien. Noch selten haben wir das Gefälle so stark erlebt zwischen der Region Paris und der 100 Km entfernten Gegend auf dem Kanal Oise zur Sambre nach Belgien. Was die Infrastruktur auf den Kanal betrifft ist diese in Ordnung und alles funktionierte tadellos. Jedoch gab es auf der Strecke fast keine Häfen mit Infrastruktur wie Strom oder Wasser. Auch wenn Anlagen vorhanden waren funktionierten diese nicht. So haben wir meist irgendwo an einem Steg angelegt. Erschrocken sind wir aber ab der Infrastruktur in den Dörfer für die Bewohner. Einkaufen ist schon eine Herausforderung. Weder Bäcker oder sonstige Läden haben wir vorgefunden. Die Dörfer waren wie ausgestorben und häufig war die Substanz der Häuser höchst bedenklich. Wenn man sich jedoch die Geschichte der letzten 100 Jahre anschaut, so ist es naheliegend dass es soweit gekommen ist. In den beiden Weltkriegen wurde das Gebiet Schauplatz vieler Schlachten (Stichwort: Ardennen) und ganze Städte und Dörfer wurden fast vollständig zerstört. Wahrscheinlich hat sich diese Gegend nie mehr davon erholt und auch die damaligen Bewohner habe die Gegend für immer verlassen. Positive Seite dieser Situation ist das Naturliebhaber diese Gegend als Paradies empfinden werden. Wildtiere und Vögel sieht man überall und auf dem Kanal haben wir Nächte erlebt ohne "Lichtverschmutzung" noch Lärm. Einmal haben wir sogar innerhalb von wenigen Minuten eine Kolonie Biber gesehen die sich neugierig unser Schiff angeschaut haben, was wir so noch nie erlebt haben!

 

So das wärs für den Moment. Mehr dann nach der Reise im September und Oktober die uns dann über Maas, Rhein und Mosel zurück nach Schweich bringen sollte. Bis Bald!