Mai / Juni 24 > Fahrt von Maasbracht - Potsdam

Reise vom 25. April bis 8. Juni 2024 von Maasbracht(Holland) nach Potsdam (Berlin)

 

Reise:             6 1/2 Wochen

Fahrtage:       22

Strecke:         820 Km

Fahrzeit:        101 Stunden

Schleusen:    18 Stück davon eine mit 20m Gefälle

Brücken:        ca. 400 Stück

 

Wasserstrassen:

Maas/ Rhein / Wesel - Dattel Kanal / Dortmund Ems Kanal / Mittellandkanal / Elbe Havel Kanal

 

Flüsse Überquert:  Ems / Weser / Elbe

am 25. April reisten wir über Düsseldorf nach Maasbracht wo in der Werft während unserer Abwesenheit die Solarpanelle montiert wurden. Ob es was bringt bezweifle ich aber heute steht Ökologie vor Ökonomie.

Danach folgte die Reise wieder zurück an den Rhein bis nach Wesel in einer Woche.

Ab Wesel bis Potsdam war die Strecke Neuland für uns und hier ein paar Informationen zu den weiteren Wasserstrassen:

Nach dem Krieg von 1870/71 gegen Frankreich wurde das Deutsch Reich gegründet und erlebte einen  politischen wie auch ökonomischen Waschstumsschub. Grosses Thema dabei war die Eisenbahn aber auch der Transport von Gütern über Wasserstrassen. So war der Westen sprich das Rheintal und das Ruhrgebiet über Holland an die Nordsee angebunden was jedoch aus militärscher Sicht unbefriedigend war. In der Mitte des Reiches war der Zugang zum Meer nach Hamburg und Bremerhaven vorhanden über die Ems, Weser und Elbe und über die Oder in die Ostsee die alle von Süd nach Nord verliefen. Was aber nicht vorhanden war eine Verbindung von Ost nach West. Hier vor allem eine Verbindung vom neuen politischem Zentrum Berlin zum Ruhrgebiet gewünscht. Schon 1856 wurden erste Pläne für den Bau einer Wasserstrasse quer durch Deutschland nördlich des Mittelgebirges in Angriff genommen. 1905 wurde dann beschlossen den Mittellandkanal zu bauen. Erste Teilstücke wurden gebaut aber erst 1926 begannen die eigentlichen Arbeiten. Die Strecke war geplant vom Dortmund-Ems Kanal Nähe Osnabrück bis zur Elbe bei Magdeburg und weiter nach Berlin an die Oder. 1942 wurden die Abreiten Kriegsbedingt bei der Magdeburg an der Elbe eingestellt. Danach folgte die Teilung Deutschland in die BRD und DDR so dass dieses Projekt bis 1990 eingestellt wurde. 1993 bis 2003 wurden die Arbeiten mit der Kanalbücke bei Magdeburg dann abgeschlossen so dass nach 100 Jahren  die durchgängige Wasserstrasse vom Rhein über Berlin bis an die Oder nach Polen vorhanden ist.

Es ist klar, dass diese Wasserstrasse heute nicht die Bedeutung hat als man sich in der Politik damit beschäftigt hat und die Tonnagen die heute Transportiert werden nur noch ein Teil der Kapazität ausmachen aber per se ist es noch heute eine Wasserstrasse die vor allem für den Frachtverkehr benutzt wird und der Freizeitverkehr nur ein kleinen Teil ausmacht. Meist sind es Schüttgüter wie Kies und Getreide, Kohle, Gas und Erdöl die Transportiert werden. Mich hat es erstaunt wie viele Frachtschiffe aus Polen im Mittellandkanal zu sehen waren. Im Westen Richtung Rhein sieht man ja vorwiegend Schiffe aus Deutschland, Belgien und Holland. Interessant ist auch dass der Kanal vorwiegend um die grösseren Städte geführt wurde. Nur Wolfsburg und Hannover liegen direkt am Kanal. Der Rest sind meist kleinere Städte und Dörfer.

Während dieser Reise wollten wir während der Fahrt längere Strecken pro Tag bewältigen und längere Pausen bei den Halten einlegen. So haben wir während der Reise folgende grösseren Orte besucht: Wesel, Datteln, Münster, Minden, Hannover, Wolfsburg, Braunschweig, Magdeburg, Brandenburg und das Ziel Potsdam und Berlin.

 

Was bleibt hängen nach diesen 6 Wochen der Reise ? Alle Orte ob gross oder klein haben Ihren Charme und ich bereue es nicht irgendwo angehalten zu haben. Grundsätzlich positiv ist wie freundlich und hilfsbereit auf der ganzen Reise die Personen waren die wir getroffen und kennengelernt haben. Bei vielen Orten hat uns doch überrascht wie die Narben des 2. Weltkrieges noch heute sichtbar sind und das Gefälle zwischen den alten und den neuen Bundesländer in den kleinen Ortschaften auch nach 30 Jahren der Wiedervereinigung für mein Empfinden sehr gross ist. Wir kannten schon von Reisen im Osten die grösseren Städte wo nach dem Mauerfall viel Investiert wurde aber in den Dörfern scheint sehr wenig bis gar nichts gemacht worden zu sein. Langsam fange ich an zu verstehen warum gewisse Parteien einen solchen Zulauf haben im Vergleich zu den bisherigen Regierungsparteien. Viele Gebäude sind in einem desolaten Zustand, Kopfsteinpflaster aus dem 19. Jahrhundert sind noch oft üblich, viel kleines Gewerbe fehlt in den Dörfern. Es reicht halt eben zur Lebensqualität nicht, wenn die Billigmarken wie Nettoshop, Lidl etc. am Rand des Ortes sind. Es braucht mehr als eine Infrastruktur die nur auf die Menschen mit Auto ausgerichtet ist. Diese Entwicklung haben wir schon in Frankreich erlebt und es würde mich nicht wundern wenn hier Gelbwesten eines Tages die Nachrichten in Beschlag nehmen !

 

Anfang Juli geht es zurück nach Potsdam und werden dann die neue "Heimat" erkunden.

Bis bald !